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Nicht mehr normal: Wenn zu viele Haare ausfallen

Junge Frau mit schwarzem Mantel und langen blonden Haaren | Foto: Pixabay Traum vieler Frauen: lange gesunde Haare

Gesunde, dichte Haare – wer träumt nicht davon? Umso härter trifft Haarverlust besonders Frauen. Welche Ursachen und Behandlungen gibt es?

Schönes Haar wird in fast allen Gesellschaften und Kulturen mit Gesundheit, Jugendlichkeit, Schönheit, Stärke und höherem sozialen Status in Verbindung gebracht. Außerdem schützt Kopfhaar vor UV-Strahlung und vor Kälte. Kein Wunder, dass es so viele Friseure gibt – und eine schier unüberschaubare Auswahl an Pflegeartikeln rund ums Haar. Darum ängstigt ein sichtbarer Verlust von Haaren die meisten Menschen. Aber was ist normal, und ab wann ist Haarausfall krankhaft?

Normaler, täglicher Haarausfall

Wer kennt das nicht: Nach der Haarwäsche findet man ein kleines Haarknäuel im Waschbecken, Dusche oder Badewanne. Nach dem Kämmen bleiben Haare in Bürste und Kamm zurück.  Je nachdem, wie oft wir unsere Haare waschen, bürsten oder kämmen, sehen wir mehr oder weniger ausgegangene Haare.

Wie viele Haare verliert man am Tag?

Doppelbürste mit ausgegangenen Haaren

Bis zu 100 Haare täglich in Bürste, Kamm oder Abfluss sind normal. | Foto: © pixabay.com/eminens

Zwischen 75.000 und 150.000 Haare hat jeder Mensch normalerweise auf dem Kopf. Ein Haarausfall von bis zu 100 Haaren täglich ist ganz normal. Zählen muss man aber nicht. Auch normal ist eine Abnahme der Haardichte bei Frauen in der Schwangerschaft (vorübergehend) sowie allgemein im Alter.

Wann spricht man von krankhaftem Haarausfall?

Wenn man aber feststellt, dass das Haar an bestimmten Stellen (etwa Scheitel, Oberkopf, Hinterkopf) dünner nachwächst oder gar nicht mehr wächst, sollte eine Untersuchung beim Arzt stattfinden. Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden, mit denen Dermatologen feststellen, ob ein krankhafter Haarausfall besteht und welche Krankheit die Ursache ist.

Etappen des Haarwachstums

Jedes Haar hat eine mehrjährige Wachstumsphase. Sie dauert durchschnittlich 6 Jahre. Dann endet die Lebensdauer eines Haares. Der Haarfollikel, aus dem das einzelne Haar wächst, wird umgebaut (Katagenphase, 1 bis 2 Wochen). Anschließend bildet der Haarfollikel in der Tiefe ein neues Haar. Es wächst und schiebt das alte Haar aus dem Follikel und damit aus der Kopfhaut (Telogenphase). Diese Phase dauert bis zum Ausfall des alten Haares 2 bis 4 Monate.

Die Haare befinden jeweils in verschiedenen Phasen, deshalb fallen nicht alle auf einmal aus. So ist normalerweise ein gleichmäßig dichter Haarwuchs gewährleistet.

Diagnostikmöglichkeiten beim Arzt

Zu einem unnatürlich starken Haarverlust kommt es, wenn durch innere oder äußere Einflüsse viele Haare gleichzeitig und zu früh aufhören zu wachsen. Dadurch kommt es nach 2 bis 4 Monaten zu vermehrtem Haarausfall. Das Ereignis, das zum Haarverlust führte, muss also vor diesen 2 bis 4 Monaten passiert sein.

Anamnese:   Bei dieser typischen Erhebung der Krankheitsgeschichte fragt der Arzt zum Beispiel nach Ereignissen, Krankheiten und Medikamenten-Gabe 2 bis 4 Monate vor Beginn des Haarausfalls:

  • Wann fing der Haarausfall an? Hat der Haarausfall seitdem zu- oder abgenommen, oder ist er gleich geblieben?
  • Gab es 2 bis 4 Monate davor körperlichen Stress wie eine fieberhafte Erkrankung oder eine andere, schwere Krankheit?
  • Gab es eine schwere psychische Belastung?
  • Welche Medikamente wurden eingenommen oder gespritzt? Zum Beispiel ist bekannt, dass Heparinspritzen zur Verhütung einer Thrombose vorübergehenden Haarausfall verursachen können
  • Hormonelle Schwankungen? Bei Frauen kann zum Beispiel das Absetzen von Hormonpräparaten („Pille“; Hormone gegen Hautkrankheiten oder gegen Wechseljahrbeschwerden) oder auch hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft und nach der Geburt zu vorübergehendem Haarausfall führen
  • Schilddrüsen-Funktionsstörungen können auch Ursache von Haarverlust sein
  • Seien Sie nicht schockiert, wenn Ihr Arzt Sie fragt, ob Sie an Syphilis erkrankt sind. Diese Geschlechtskrankheit verursacht Haarausfall – und die Ausbreitung von Syphilis nimmt wieder zu

Diagnostik: Zunächst wird häufig wird das Blut untersucht; das kann der Hausarzt veranlassen. Eingehende Untersuchungen von Kopfhaut und Haaren erfolgen beim Facharzt.

Blutuntersuchung: Blutbild, Eisenspiegel (Ferritin); Schilddrüsen-Hormone, Entzündungsparameter; bei jüngeren Frauen eventuell auch Östrogene und Androgene.

Ansehen der Kopfhaut: Es wird die allgemeine Haardichte beurteilt und nach bestimmten Haarausfall-Mustern gesucht, die schon wegweisend für die Diagnose sein können, wie kreisrunder Haarausfall, vermehrter Haarausfall im Scheitelbereich etc. Auch nach Entzündungen, Schuppungen, Vernarbungen oder Infektionen im Bereich der Kopfhaut wird geschaut. Eventuell werden auch Fotos gemacht – so kann später besser der Verlauf beurteilt werden.

Zugtest: Dabei fast der Arzt ein kleines Büschel von 20 bis 30 Haaren und zieht daran. Normalerweise lösen sich dabei weniger als 20 % der Haare. Wenn mehr als 40 % der Haare dabei ausgehen, ist das unnatürlich.

Trichodermatoskopie: Bei dieser Methode werden die Kopfhaut und der Zustand der Haarwurzeln mit einem Mikroskop (Dermatoskop) untersucht, meist in 30-facher Vergrößerung.

Trichogramm: Der Arzt zupft ca. 50 Haare aus, meist aus dem betroffenen Kopfhautbereich und aus einem Bereich mit normaler Haardichte. Anschließend analysiert der Arzt oder eine Mitarbeiterin die Haarwurzeln mikroskopisch. Sie schauen dabei wird besonders danach, in welcher Phase sich die Haare befinden. Normalerweise sind durchschnittlich 85 % der Haare in der Wachstumsphase, 10 bis 15 % in der Ausfallphase. Außerdem wird begutachtet, wie gesund die einzelnen Haare samt Haarwurzeln aussehen. Oft kann auf eine zusätzliche Probebiopsie der Kopfhaut verzichtet werden.

Vor einem klassischen Trichogramm dürfen die Haare fünf Tage nicht gewaschen werden und 14 Tage weder gefärbt, getönt noch dauergewellt werden.

Digitales Trichogramm: Seit einiger Zeit gibt es das computergestützte Trichogramm. Bei dieser Methode rasiert der Arzt, die Ärztin oder eine Mitarbeiterin die Kopfhaare auf einem etwa 2 cm kleinen, unauffälligen Areal ab. Dieses Areal wird gleich gefärbt und fotografiert – oder nach drei Tagen; das hängt von der Fragestellung ab. Je nach Phase wachsen die Haare dann nach. Wenn zu viele Haare in der Ruhe- oder Ausfallphase sind, ist das unnatürlich. Die Untersuchung gibt weiteren Aufschluss über die zugrunde liegende Ursache des Haarausfalls.

Vorteile dieser Methode sind, dass weder Haare ausgezupft werden müssen, was etwas schmerzhaft sein kann, noch dass auf die gewohnte Haarwäsche verzichtet werden muss sowie die digitale Fotodokumentation.

Häufige Ursachen von Haarausfall

Verstärkter allgemeiner Haarausfall: akut oder chronisch. Vieles kann Auslöser sein: körperliche Belastungen wie Operationen, schwere Krankheiten wie Krebs, seelischer Stress, Medikamente (Heparinspritzen, Chemotherapie etc.), Hormonschwankungen, schwerer Eisenmangel und vieles mehr. Entsprechend vielfältig sind Untersuchungen und Therapie-Ansätze.

Androgenetische Alopezie (AGA): Bei diesem erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarfollikel empfindlich auf Androgene (männliche Hormone). Typisch bei betroffenen Männern ist die Bildung von Stirn- bis Vollglatzen. Auch Frauen bilden Androgene im Körper, aber in viel geringerer Konzentration. Etwa jede vierte Frau ist mehr oder weniger von erblichem Haarausfall betroffen. Bei ihnen ist typischerweise der Bereich um den Mittelscheitel ausgedünnt. Geprüfte und anerkannte Therapien sind Minoxidil-Lösungen zum Auftragen auf die Kopfhaut in unterschiedlicher Konzentration für Frauen und Männer sowie Finasterid zur Einnahme (nur für Männer).

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Typisch sind nahezu kreisrunde, völlig haarfreie Areale. Diese Bereiche können einzeln sein oder miteinander verschmelzen. In schweren Fällen ist der gesamte Kopf betroffen (Alopecia totalis). Fallen alle Körperhaare aus, einschließlich der Augenbrauen und Wimpern, spricht man von Alopecia universalis. Kreisrunder Haarausfall ist eine Autoimmunkrankheit, bei der allerdings die Haarfollikel nicht zerstört werden. Betroffene bekommen öfter auch weitere Autoimmunkrankheiten, etwa autoimmun-bedingte Schilddrüsenkrankheiten.

Oft heilt die Krankheit innerhalb von 6 bis 12 Monaten spontan wieder aus, und die Haare wachsen wieder normal nach. Aber viele Betroffene bekommen danach auch immer wieder Episoden mit kreisrundem Haarausfall. Weder sind Krankheitsauslöser bekannt noch gibt es Therapien, die sicher bei allen Betroffenen wirken. Bekannt und bewährt ist unter anderen die Therapie mit dem Immunstimulanz Diphencypron (DCP) oder mit dem Immun-dämpfenden Kortisonen. Versucht werden auch UV-Bestrahlungen, eventuell auch Zink-Einnahme.

Wer also vermehrten Haarausfall bei sich bemerkt, sollte sich Rat bei einem Arzt suchen. Eine gute Diagnostik hilft sehr oft, Ursachen für den Haarausfall zu identifizieren und je nachdem wirksame Therapien zu bekommen.

Gabriele Wagner, Redaktion health & hair

Basierend auf:
Zenker, S.: Haarausfall. ästhetische dermatologie & kosmetologie 2017; 3:31-3
Wolff, H.: Diagnostik und Therapie von Haar- und Kopfhauterkrankungen. Dtsch Arztebl Int 2016; 113(21):377-86
Wolff, H.: Hoffnung bei Haarverlust. hautnah dermatologie 2013; 29 (6):357-365

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